Entwicklungstrauma- und was es mit deinem Bindungsverhalten zu dir und anderen zu tun hat
- sattleringrid
- 30. Juni
- 3 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 5. Juli
In diesem Beitrag möchte ich dir das Thema ‚Entwicklungstrauma‘ näherbringen und erklären, was es unter Umständen mit dir und deinen Gefühlen zu tun haben kann, sowie wie es dir im Außen Probleme in deinem Leben bereiten könnte.
Dazu müssen wir verstehen,…
…wie Entwicklungstraumata entstehen
…warum es so viele Menschen betrifft
…welche psychischen Symptome und Auswirkungen ein Entwicklungstrauma haben kann
…wie Heilung möglich ist
Viele Betroffene antworten auf die Frage, wie sie ihre Kindheit erlebt haben so...
„Ich hatte doch keine schlechte Kindheit.“
„Meine Eltern haben ihr Bestes getan.“
„Es ist doch nicht wirklich was Schlimmes passiert.“
Und trotzdem fühlst du dich innerlich leer, ständig angespannt, emotional abgeschnitten und irgendwie falsch?
Wenn du solche Sätze kennst und trotzdem spürst, dass irgendwas in dir kämpft, dann lohnt es sich, das Thema Entwicklungstrauma näher anzuschauen.
Entwicklungstrauma ist oft unsichtbar
Viele Traumata entstehen nicht durch ein einzelnes Ereignis, sondern durch das was über Jahre gefehlt hat, als du es am meisten gebraucht hast.
Entwicklungstrauma entsteht nicht (nur) durch schlimme Ereignisse, sondern durch das, was gefehlt hat, während sich dein Nervensystem, dein Selbstbild und deine Beziehungsfähigkeit entwickelt haben.
Wenn du als Kind oft allein warst mit deinen Gefühlen, wenn deine Bedürfnisse ignoriert wurden, belächelt oder bestraft wurden, wenn du keine emotionale Sicherheit erleben durftest, wenn echte Zuwendung gefehlt hat, du nicht gesehen und gehalten wurdest, wenn du funktionieren musstest, statt dich entfalten zu dürfen...
All das kann tiefe Spuren hinterlassen. Auch ohne Gewalt oder Missbrauch.
Das nennt man Entwicklungstrauma und es betrifft mehr Menschen, als wir denken.
Wenn wir als Kind emotional überfordert, allein gelassen oder dauerhaft angespannt waren, passt sich unsere Psyche an:
Wir entwickeln Schutzmechanismen, lernen, uns anzupassen, zu verdrängen und zu funktionieren.
Nicht, weil wir falsch sind, sondern weil wir überleben mussten.
Entwicklungstrauma ist kein Modebegriff
Es ist wissenschaftlich gut belegt, z.B. in der Bindungsforschung, der Neuropsychologie und der Entwicklungspsychologie.
Frühe Beziehungserfahrungen formen unser Gehirn, unsere Fähigkeiten zur Stressverarbeitung und unser Selbstbild. Und das tun sie tief und langfristig.
Was fehlt prägt einen Menschen genauso wie das was geschieht.
Wir alle tragen kollektive Spuren in uns:
Krieg, NS-Zeit, Schweigen, Verdrängen- ganze Generationen mussten Gefühle abspalten, hart sein, funktionieren.
Erziehung war oft geprägt von Patriarchat, Strenge und Leistungsdruck, statt Bindung.
Diese Muster wurden unbewusst weitergegeben.
Doch wir dürfen heute anders fühlen und anders leben.
Entwicklungstrauma bleibt selten ohne Folgen
Entwicklungstraumata können die Wurzel psychischer Belastungen sein, wie:
Depressionen
Ängste und Panik
Chronische Selbstzweifel
Beziehungsprobleme
Erschöpfung und Burnout
Dabei handelt es sich nicht einfach um Symptome. Es sind Reaktionen auf das, was einst zu viel oder zu wenig war.
Es ist wissenschaftlich erwiesen, dass frühe emotionale Erfahrungen die Entwicklung des Gehirns prägen, wie wir uns selbst erleben, wie wir mit Stress umgehen und wie wir Bindungen erleben.
Wenn uns in der Kindheit Sicherheit fehlt, bleiben wir innerlich auch als Erwachsene im Alarmzustand und Überlebensmodus.
Entwicklungstrauma zeigt sich oft nicht als „Flashback“, sondern als chronisches Erleben. Wir fühlen uns nicht sicher. Wir funktionieren nur, aber leben nicht. Wir passen uns an, bis wir uns selbst verlieren.
Entwicklungstraumata bleiben lange unentdeckt, weil wir gelernt haben, dass es „normal“ ist, was wir erfahren haben und wie es uns damit geht. Es wurde von niemanden gesehen oder benannt. Unser System hat gelernt sich anzupassen.
Entwicklungstrauma heilt nicht durch zurückschauen allein, sondern durch neue Erfahrungen im Hier und Jetzt.
Die gute Nachricht: unser Gehirn bleibt formbar
Durch neue Erfahrungen können neue Verbindungen geschaffen werden.
Was uns geprägt hat, lässt sich auch wieder verändern.
Durch neue Erfahrungen, innere Arbeit, Wissen und Mitgefühl können alte Muster gelöst werden.
Heilung bedeutet nicht, die Vergangenheit ungeschehen oder vergessen zu machen, sondern sich Stück für Stück ein Leben in Sicherheit, Verbindung und Selbstwirksamkeit zurückzuholen.
Du darfst deinen Weg gehen. In deinem deinem Tempo.
Wenn du dich hier wiedererkennst, dann sei dir gewiss, du bist nicht allein damit. Du bist auch nicht zu empfindlich. Du wurdest geprägt und darfst dich neu ausrichten.





