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Wenn Oma Grenzen sprengt: Narzisstische Großmütter und ihr Einfluss auf die Familie

  • sattleringrid
  • 25. Okt.
  • 6 Min. Lesezeit

Narzisstische Großmütter haben mit ihrer Persönlichkeitsstruktur komplexe Auswirkungen auf die gesamte Familie, besonders aber auf Enkelkinder und die Beziehung der erwachsenen Kinder zu ihren eigenen Nachkommen.​


Definition und Erkennungsmerkmale


Narzissmus als Persönlichkeitsstörung äußert sich durch ein tiefgreifendes Bedürfnis nach Bewunderung, einen Mangel an Empathie sowie wiederkehrende Grenzüberschreitungen. Bei Großeltern, insbesondere Großmüttern, zeigen sich diese Merkmale u.a. darin, dass sie sich ständig in den Mittelpunkt stellen, ihre Enkelkinder manipulieren und deren Selbstwert durch ständige Vergleiche untergraben. Sie sehen die Enkel oft als eine Art „Besitz“, nicht als eigenständige Individuen.​


Unterschied zur verwöhnenden Großmutter


Eine verwöhnende Großmutter agiert aus echter Zuneigung und möchte Freude schenken, während eine narzisstische Großmutter Geschenke oder „Liebe“ benutzt, um Aufmerksamkeit, Kontrolle oder Macht zu gewinnen. Sie ignoriert oft die Wünsche und Grenzen der Eltern, stellt eigene Bedürfnisse über jene der Familie und zeigt wenig echte Empathie. Verwöhnen kann Unterstützen und Stärken bedeuten, Narzissmus hingegen schwächt das Selbstbild des Kindes und missachtet systematisch Grenzen.​

Verhalten

Verwöhnende Oma

Narzisstische Oma

Motivation

Freude schenken, Liebe geben ​

Aufmerksamkeit, Macht, Kontrolle ​

Grenzakzeptanz

Respektiert Wünsche der Eltern ​

Überschreitet elterliche Entscheidungen ​

Empathie

Fühlt mit; zeigt Anteilnahme ​

Instrumentalisiert Gefühle ​

Reaktion auf Ablehnung

Akzeptiert Nein ​

Liebesentzug, Schuldzuweisung ​

Beispiel

Süßigkeiten als Trost schenken ​

Teure Geschenke gegen den Willen der Eltern​

Typische Verhaltensweisen narzisstischer Großmütter


  • Manipulatives Handeln: Unterstützt scheinbar, um das Kind an sich zu binden, z.B. durch übermäßig teure Geschenke, die gegen die Regeln der Eltern verstoßen.​

  • Grenzüberschreitungen: Missachtet regelmäßig elterliche Wünsche, überschreitet Privatsphäre und beeinflusst Entscheidungen eigenmächtig.​

  • Selbstbezogenheit: Gespräche kreisen stets um ihre eigenen Bedürfnisse oder ihr „Leid“; empathische Anteilnahme fehlt.​

  • Idealisierung und Entwertung: Enkel werden abwechselnd überhöht gelobt und dann abgewertet.​

  • Emotional unerreichbar: Zeigt wenig echtes Interesse an den Gefühlen anderer, instrumentalisiert emotionale Nähe.​​


Welche Maske trägt die Oma heute?


Narzisstische Großmütter können unterschiedliche Rollen innerhalb der Familie einnehmen, oft mit bestimmten manipulativen oder auffälligen Verhaltensweisen. Hier sind einige typische Rollen und ihre Beschreibung:​


Die Hilflose

Diese Großmutter stellt sich als schwach und dauerbedürftig dar, sucht ständig Aufmerksamkeit für ihr angebliches Leid und ihre Überforderung. Sie fordert Rücksichtnahme, schürt Schuldgefühle und bringt die Familie oft dazu, sich um sie zu kümmern, selbst wenn sie das gar nicht braucht. Das Ziel ist die emotionale Kontrolle durch Erzeugen von schlechtem Gewissen.​


Typische Sätze:

  • „Ach, ich bin ja so allein… Niemand kümmert sich um mich.“​​

  • „Das würde ich ja gerne selbst erledigen, aber es geht einfach nicht mehr…“​

  • „Wenn ihr nicht helft, dann weiß ich gar nicht, wie ich das schaffen soll.“​

  • „Ohne euch wäre ich verloren. Ihr müsst mich retten!“


Der Miesepeter

Der Miesepeter sorgt regelmäßig für schlechte Stimmung in der Familie. Ob Feiertage, Familienfeste oder ganz normale Alltagssituationen, ihr Fokus liegt immer auf Problemen, eigenen Beschwerden oder der Kritik an anderen. Positive Momente werden durch Miesmachen zerstört. So lenkt sie Gespräche auf ihre Befindlichkeit und erstickt echte Freude im Keim.​


Typische Sätze:

  • „Wieder mal Regen... natürlich, wenn ich aus dem Haus gehen muss!“​

  • „Mich fragt ja eh nie jemand, was ich möchte... wie immer.“​

  • „Die Geschenke? Ach, ich habe ja schon alles… Ihr hättet euch mehr Mühe geben können.“​

  • „Familienfeste waren früher viel besser. Das hier ist doch alles nichts mehr.


Die Intrigante

Die Intrigante streut gezielt Gerüchte, spielt Familienmitglieder gegeneinander aus und sorgt für Konflikte. Oft nutzt sie Geheimnisse oder übertreibt Informationen, um Unsicherheit und Streit zu provozieren. Dadurch bleibt sie im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit und beeinflusst das Familienklima zu ihrem Vorteil. Manipulation ist bei ihr das zentrale Werkzeug.


Typische Sätze:

  • „Also, ich habe da ja etwas gehört… Aber ihr wollt ja nie auf mich hören!“​

  • „Schon komisch, wie oft dein Bruder angerufen hat. Mir erzählt er ja immer alles…“​

  • „Wenn ich dir den wahren Grund sage, wirst du dich wundern… Aber du bist ja eh beratungsresistent.“​

  • „Ich hoffe, du bist mir nicht böse, aber ich musste der Tante das einfach weitersagen. Sie soll ja auch Bescheid wissen…“


Die Übermutternde

Die übermutternde narzisstische Großmutter übernimmt alle Aufgaben und Verantwortungen rund um die Enkel, oft ungefragt und gegen den elterlichen Willen. Sie stellt sich als unverzichtbar dar und ist permanent präsent, sodass sie dem Kind kaum Raum für Selbstständigkeit lässt. Typische Aussagen sind: „Ohne mich würdet ihr das nie schaffen!“ oder „Ich muss alles kontrollieren, weil sonst nichts richtig läuft.“ Ihr Motiv ist nicht Fürsorge, sondern das Bedürfnis, gebraucht und bewundert zu werden. Das Kind wird emotional abhängig gemacht, oft in Form von emotionaler Erpressung und Schuldgefühlen („Du bist doch auf mich angewiesen“).​


Typische Sätze:

  • „Niemand macht das so gut wie ich. Na ja, ohne mich läuft hier gar nichts!“​

  • „Ich opfere mich für euch auf, und was bekomme ich zurück?“​

  • „Ihr würdet doch ohne meine Hilfe völlig untergehen!“​

  • „Ich weiß am besten, was gut für die Kinder ist.“


Die Königin

Die „Königin“ sieht sich als Zentrum des familiären Universums. Sie erwartet, dass sich alles um sie dreht; ihre Bedürfnisse und Meinungen stehen über denen aller anderen. Sie führt sich bei Treffen auf wie eine Herrscherin, duldet keinen Widerspruch und verlangt, dass ihr stets Respekt und Bewunderung entgegengebracht werden. Kritische Stimmen werden abgewertet oder ignoriert; Lob erhält man nur bei absolutem Wohlverhalten. Große Auftritte und das Streben nach Anerkennung stehen im Vordergrund. Die Familie ist lediglich „Publikum“ für ihre Inszenierungen.​


Typische Sätze:

  • „Ich erwarte, dass ihr mich gebührend feiert... schließlich bin ich diejenige, die euch das Leben geschenkt hat!“​

  • „So geht ihr mit mir um? Das habe ich nicht verdient!“​

  • „Was wäre diese Familie nur ohne mich? Ihr solltet dankbar sein!“​

  • „Wer widerspricht, ist undankbar."


Die Kontrollierende

Die kontrollierende narzisstische Großmutter überschreitet ständig die Grenzen der Familie, mischt sich in alle Entscheidungen ein und will das Familienleben nach ihren Vorstellungen gestalten. Sie fragt nicht um Erlaubnis, sondern bestimmt, was richtig ist und setzt dies oft unter Anwendung von Druck durch. Typische Methoden sind regelmäßige kritische Kommentare, emotionale Erpressung („Wenn ihr das nicht macht, enttäuscht ihr mich zutiefst“) oder die Forderung nach ständiger Kontaktaufnahme. Sie gibt nie wirklich Verantwortung ab, sondern sorgt dafür, dass alle nach ihren Regeln spielen.​​

Diese Rollenmuster sind letztlich Strategien, um Macht, Kontrolle und Bewunderung in der Familie aufrechtzuerhalten – oft auf Kosten echter Sicherheit und emotionalem Wohlbefinden der Kinder.​​


Typische Sätze:

  • „Wenn ihr das nicht so macht, enttäuscht ihr mich zutiefst.“​

  • „Ich will, dass heute alles genau nach meinem Plan läuft!“​

  • „Ihr habt immer zu machen, was ich sage. Schließlich weiß ich, was das Beste für euch ist.“​

  • „Vergesst nicht, dass am Ende sowieso ich entscheide."


Auswirkungen auf die Enkelkinder


Eine narzisstische Großmutter hat meist tiefgreifende Auswirkungen auf die Enkelkinder und deren Entwicklung.​


Typische Auswirkungen sind:

  • Unsicherheit und schwaches Selbstwertgefühl: Durch ständige Vergleiche, Manipulation und wechselnde Idealisierung sowie Entwertung kann das Selbstbild des Kindes dauerhaft geschwächt werden.​

  • Starke Abhängigkeit: Die Großmutter macht die Enkelkinder emotional abhängig, indem sie sich als unverzichtbar inszeniert und ihnen suggeriert, dass sie ohne sie hilflos wären.​

  • Rollenkonflikte: Kinder werden oft zum Vermittler zwischen den Generationen, sollen Konflikte schlichten oder Loyalität zeigen. Das führt zu starker innerer Zerrissenheit.​

  • Eifersucht und Konkurrenz: Häufig werden Enkelkinder gegeneinander ausgespielt, bevorzugt oder abgewertet. Das schürt Eifersucht, Rivalitäten und ein ständiges Buhlen um Anerkennung.​

  • Grenzüberschreitungen: Die Privatsphäre der Enkelkinder wird missachtet, sie werden als „Besitz“ gesehen und nicht als eigenständige Individuen. Ihre Wünsche und Grenzen werden ignoriert.​

  • Unsicherheit im Familiensystem: Starrsinn und Intrigen sorgen für diffuse, belastende Stimmung in der Familie. Kinder merken, dass „etwas nicht stimmt“, können die Dynamik aber nur schwer verstehen und einordnen.​

  • Behindern der Selbstständigkeit: Besonders bei vulnerablen oder behinderten Kindern verhindert die narzisstische Großmutter durch Überbemutterung, dass die Kinder Selbstständigkeit und Lebenskompetenz entwickeln.​


Langfristige Folgen für die Enkelkinder


Diese Muster können dazu führen, dass die betroffenen Enkelkinder als Erwachsene Schwierigkeiten mit gesunden Beziehungen, Selbstwahrnehmung und dem Setzen eigener Grenzen entwickeln. Oft entsteht ein „falsches Selbst“, das sich an Erwartungen orientiert statt authentisch zu leben.​

Die Dynamik in der Familie bleibt meist bestehen, häufig bis ins Erwachsenenalter und manchmal noch darüber hinaus, etwa durch Erbstreitigkeiten oder anhaltende Intrigen.​

Narzisstische Großmütter bringen somit oft erhebliche emotionale Belastungen und verstärkte Konflikte in das Leben ihrer Enkelkinder.​


Was tun, wenn die Großmutter die Grenzen überschreitet?


  • Klare Grenzen setzen: Wiederholte und klare Kommunikation eigener Wünsche und Regeln. Grenzen auch dann verteidigen, wenn sie ignoriert oder abgewertet werden.​

  • Kontakt reduzieren oder gezielt gestalten: Bei schwerwiegenden Grenzüberschreitungen kann ein nachdrücklicher Rückzug oder die Begrenzung des Kontakts notwendig sein.​

  • Eigene Rolle reflektieren: Schuldgefühle erkennen und ablegen; sich bewusst machen, dass Liebesentzug oder emotionalisierte Erpressung manipulative Muster sind.​​

  • Mit dem Partner abstimmen: Einheitliche Strategie im elterlichen Team entwickeln und gemeinsame Grenze vermitteln.​


Kinder stärken


  • Selbstwert fördern: Kinder ermutigen, ihre eigenen Stärken und Grenzen zu erkennen und zu benennen.​

  • Rückhalt geben: Deutlich machen, dass die Familie auch gegen äußere Manipulation zusammenhält.​

  • Offene Kommunikation: Gefühle und Eindrücke der Kinder ernst nehmen, altersgerecht erklären, warum bestimmte Verhaltensweisen nicht in Ordnung sind.​


Letzte Konsequenz


Wenn alle Versuche, Grenzen zu setzen, missachtet werden und das Wohl der Kinder leidet, bleibt als letzte Konsequenz die Kontaktbegrenzung oder sogar der Kontaktabbruch. Dies ist eine schwere Entscheidung, aber manchmal der einzige Weg zu einer gesunden, selbstbestimmten Entwicklung, sowohl für die eigenen Kinder als auch für das eigene Wohlbefinden.​


Der Umgang mit einer narzisstischen Großmutter ist oft eine große Herausforderung für Eltern und Kinder. Wichtig sind vor allem die konsequente Grenzsetzung, eine klare Kommunikation und die Stärkung des eigenen Selbstwerts sowie desjenigen der Kinder. Sollte der Schutz nicht anders gewährleistet werden können, ist der Kontaktabbruch, so schmerzhaft er erscheint, manchmal der notwendige Schritt für die psychische Gesundheit aller Beteiligten.


ree

 
 
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