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Erkennt ein Narzisst sein eigenes Verhalten? Wissenschaftliche Einsichten und wichtige Tipps für Partnerschaft und Selbstschutz

  • sattleringrid
  • 3. Aug.
  • 4 Min. Lesezeit

Aktualisiert: 25. Okt.

Ob ein Narzisst weiß, dass er ein Narzisst ist, beschäftigt nicht nur Betroffene, sondern auch die Wissenschaft. Die Frage klingt auf den ersten Blick einfach, aber sie ist komplexer, als man denkt. Denn Narzissmus ist keine Modeerscheinung, sondern ein wissenschaftlich klar definiertes Persönlichkeitsmerkmal, das in unterschiedlich starker Ausprägung auftreten kann, bis hin zur narzisstischen Persönlichkeitsstörung.


Viele Menschen glauben, dass Narzissten ein besonders großes Selbstbewusstsein hätten. Die Forschung zeigt jedoch, dass bei Narzissten der äußere Schein trügt. Dahinter steckt oft ein fragiles Selbstwertgefühl, das, anders als bei echt selbstbewussten Menschen, stark auf Anerkennung und Bewunderung von außen angewiesen ist.


Während selbstsichere Personen ihren Wert unabhängig vom Urteil anderer empfinden, definieren sich Narzissten sehr stark über Bestätigung von außen und vergleichen sich ständig mit anderen. Kritik erschüttert ihr Selbstbild rasch, weshalb sie besonders empfindlich darauf reagieren.


Doch wie steht es um das Bewusstsein für die eigene narzisstische Veranlagung?


Die Wissenschaft spricht hier von einer sogenannten Einsichtsfähigkeit. Tatsächlich gibt es Hinweise, dass viele narzisstische Menschen, zumindest in milder Ausprägung, durchaus erkennen, dass sie Besonderheiten in ihrer Persönlichkeit haben, etwa dass sie bewundert werden wollen, sich für außergewöhnlich halten oder andere manipulieren. Das trifft insbesondere auf den sogenannten „grandiosen Narzissmus“ zu, bei dem Selbstüberschätzung und Dominanz im Vordergrund stehen. Studien legen nahe, dass Betroffene diese Eigenschaften oft sogar als Vorteil oder Notwendigkeit in der heutigen Gesellschaft betrachten.


Anders sieht es bei der narzisstischen Persönlichkeitsstörung aus, die eine tiefgreifende und behandlungsbedürftige Störung darstellt. Hier fehlt häufig die echte Einsicht. Betroffene nehmen die negativen Auswirkungen ihres Verhaltens meist nicht wahr oder führen Probleme auf die Fehler und das Unverständnis anderer zurück. Ihre Fragilität und Unsicherheit sind ihnen oft nicht bewusst, sie schützen sich vor unangenehmen Gefühlen durch Abwehrmechanismen wie Verleugnung oder Idealisierung ihrer selbst.


Eine spannende niederländische Studie unter Leitung von Eddie Brummelman zeigt schon bei Kindern Unterschiede in der Selbstwahrnehmung. Kinder mit narzisstischen Tendenzen waren vor öffentlichen Auftritten deutlich nervöser als selbstbewusste Kinder – ein Check, wie stark ihr Selbstbild vom Urteil anderer abhängt, und damit ein Hinweis auf Unsicherheiten, die nach außen nicht gezeigt werden sollen.


Was bedeutet das im Detail?


  • Viele Narzissten erkennen und benennen stolz ihre Besonderheiten, fühlen sich „speziell“ oder erwarten Bewunderung – meist ohne diesen Wesenszug als Problem zu sehen.

  • Bei einer echten narzisstischen Persönlichkeitsstörung fehlt jedoch häufig der Zugang zur eigenen Verletzlichkeit und zu den Ursachen des eigenen Verhaltens.

  • Das Maß an Selbstreflexion und „Wissen um den eigenen Narzissmus“ ist also sehr unterschiedlich und hängt von der Ausprägung, dem Typ Narzissmus und der Tiefe der Störung ab.


Die Wissenschaft betont, dass nicht jeder, der narzisstisch ist, weiß das auch – und nicht jeder, der es weiß, sieht darin einen Grund für Veränderung. Entscheidend ist letztlich, ob die Person bereit ist, sich auch mit den Schattenseiten ihres Verhaltens auseinanderzusetzen.


Für Partner von Narzissten ist es oft von großer Bedeutung zu wissen, ob der Narzisst selbst erkennt, dass er narzisstisch ist. Diese Frage hat tiefgreifende Auswirkungen auf ihre eigene Rolle, ihr Wohlbefinden und mögliche Lösungswege.


Warum ist das Wissen des Narzissten für den Partner so wichtig?


  • Wenn Narzissten kein Bewusstsein für ihr Verhalten haben, fehlt jegliche Bereitschaft zur Veränderung oder zu echter Reflexion. Sie geben die Verantwortung für Probleme an den Partner ab, zeigen kein Mitgefühl und begreifen nicht, was ihr Verhalten im anderen auslöst.

  • Bleibt das Verständnis aus, wird der Leidensdruck für den Partner immens hoch, denn Hoffnung auf Einsicht oder Besserung besteht dann kaum. Viele Partner klammern sich dennoch an die Hoffnung, der Narzisst „müsse es doch irgendwann merken und sich ändern“. Bleibt diese Einsicht aus, erschöpfen sich Partner emotional und werden oft krank.

  • Erkennt ein Narzisst hingegen zumindest ausschnittweise sein Verhalten, steigen (theoretisch) die Chancen auf offene Gespräche, gemeinsame Problemlösung oder therapeutische Einsicht. Aus wissenschaftlicher Sicht ist dies aber gerade bei echten narzisstischen Persönlichkeitsstörungen selten der Fall.


Bedeutung und Auswirkungen für die Partner:


  • Chronisch werden die eigenen Bedürfnisse und Gefühle unterdrückt oder abgewertet. Eigene Wünsche werden kaum noch artikuliert. Es entsteht ein Gefühl der Minderwertigkeit, Angst und dauerndem Pflichtgefühl dem Narzissten gegenüber.

  • Viele Partner machen sich selbst für die Schwierigkeiten verantwortlich, weil Narzissten die Schuld gekonnt abwälzen und Schuldgefühle gezielt einsetzen. So werden Partner immer manipulierbarer.

  • Die Beziehung ist extrem kräftezehrend. Sie kann zu Selbstzweifeln, Erschöpfung, seelischen Verletzungen bis hin zu Traumatisierung führen.

  • Auch nach einer Trennung wirken diese Mechanismen nach. Das Selbstwertgefühl bleibt angegriffen, das Vertrauen in eigene Wahrnehmung und spätere Beziehungen ist häufig erschüttert.


Wie sollten sich Partner richtig verhalten?


  • Klarheit gewinnen: Partnerschaft mit einem Narzissten zu erkennen und eigene Gefühle und Erfahrungen ernst zu nehmen, ist der wichtigste Schritt. Die Hoffnung auf Einsicht und nachhaltige Änderung sollte realistisch eingeschätzt werden.

  • Grenzen setzen: Eigene Grenzen konsequent zu formulieren und zu vertreten, ist zentral. Dazu gehört, Manipulationen, Schuldzuweisungen und Demütigungen nicht einfach hinzunehmen, sondern klar zu benennen, gegebenenfalls auch mit externer Unterstützung.

  • Selbstfürsorge und Hilfe suchen: Professionelle Unterstützung, etwa durch Therapie, Beratungsstellen oder Selbsthilfegruppen, kann helfen, die eigene Situation besser einzuschätzen, Selbstwert zu stärken und Auswege zu entwickeln.

  • Abstand zur Dynamik: In besonders toxischen oder gewalttätigen Beziehungen kann ein Ausstieg oder räumlicher Abstand notwendig werden, um die eigene psychische Gesundheit zu schützen.

  • Emotionale Distanzierung: Narzisstisches Verhalten ist fast nie nachhaltig steuerbar. Es ist daher wichtig, sich innerlich weniger abhängig vom Verhalten oder der (fehlenden) Einsicht des Narzissten zu machen und auf sich selbst zu achten.


Die zentrale Botschaft:


Die Hoffnung, über Einsicht des Narzissten die Beziehung verbessern zu können, ist meist trügerisch. Auf lange Sicht ist für Partner entscheidend, sich selbst zu schützen, ihre Bedürfnisse nicht aus dem Blick zu verlieren – und zu akzeptieren, dass echte Veränderung nur von der Einsicht und Mitarbeit des narzisstischen Partners selbst ausgehen kann, die aber kaum gegeben ist.

ree

 
 
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