Hoovering durch Narzissten: So erkennst du die Rückhol-Strategie
- sattleringrid
- 15. Okt.
- 4 Min. Lesezeit
Was ist „Hoovering“ und woher kommt der Name?
Der Begriff Hoovering stammt von der englischen Staubsaugermarke Hoover.
Wie ein Staubsauger versuchen Narzissten ihre Ex-Partner nach einer Trennung „zurückzusaugen“ und emotional zu binden. Sie können es nicht ertragen, bedeutungslos zu werden, und greifen auf diverse manipulative Mittel zurück, um wieder Kontakt oder Nähe zu erzwingen.
Was passiert beim Hoovering?
Narzissten setzen Hoovering vor allem nach Trennungen ein, wenn ihr Bedürfnis nach Kontrolle und narzisstischer Zufuhr bedroht ist. Dann zeigen sie sich oft von einer ganz anderen Seite und nutzen verschiedene Strategien:
Liebesbekundungen und Entschuldigungen: Plötzliches Bedauern, „Reue“ und Versprechen einer Verhaltensänderung.
Mitleidstouren: Krankheiten, dramatische Notlagen oder Andeutungen von Selbstmord, um dich emotional zu binden.
Schuldzuweisungen und Manipulation: Du bist „schuld“ an allem, oder ihr müsst euch „gemeinsam aussprechen“.
Scheinbare Unterstützung: Hilfe in Notsituationen, unerwartete Geschenke, Blumen oder Kontaktaufnahme bei wichtigen Anlässen.
Benutzen von Dritten: Freunde oder Familienmitglieder werden vorgeschickt, um dich zu überzeugen.
Nicht-Herausgabe von Sachen: Er gibt private Gegenstände nicht zurück oder holt seine Dinge nicht ab, um den Kontakt zu halten.
Warum und wann hoovern Narzissten?
Das Ziel des Hooverings ist nie echte Versöhnung, sondern die Wiederherstellung von Kontrolle, Aufmerksamkeit und emotionaler Abhängigkeit. Besonders häufig tritt Hoovering auf:
Nach Trennungen, wenn die Kontrolle verloren geht.
Zu emotionalen Zeiten wie Weihnachten, Geburtstagen, anderen Feiertagen oder familiären Ereignissen.
In Momenten, in denen du sichtbar Fortschritte machst oder neue Beziehungen eingehst.
Welchen Zweck erfüllt Hoovering?
Hoovering ist keine Liebesbekundung, sondern eine Methode, dich erneut an den Narzissten zu binden und seine Bedürfnisse zu sichern. Die Schwüre auf Besserung, das Geloben von Therapie oder Verhaltensänderung sind meist Teil des Manipulationsmusters und nicht selten sind sie nur kurzfristig oder rein taktisch gedacht.
Wann sind die gefährlichen Zeiten?
Hoovering wird oft dann besonders intensiv, wenn du dich emotional instabil fühlst, dir Unsicherheiten begegnen oder das Umfeld sich wandelt. Besondere Gefahr besteht:
Bei Feiertagen und Jubiläen.
Nach einschneidenden Lebensereignissen (Krankheit, Verlust, Umzug).
Wenn du beginnst, dich wieder zu öffnen oder Lebensfreude zeigst.
Schutz vor Hoovering: Was kannst du tun?
Konsequente Kontaktsperre: Keine Antworten, keine Rechtfertigungen, keine Diskussionen und auch keine Nachrichten
Blockiere alle Kommunikationswege: Sozialmedia, Telefon, E-Mail.
Vertraue engen Freunden: Lass dich begleiten und stärke deine Grenzen.
Dokumentiere Kontaktversuche: Heftige oder übergriffige Aktionen solltest du für den Notfall festhalten.
Erkenne Manipulation: Halte dir klar vor Augen, dass es sich um eine Strategie handelt, nicht um echte Reue.
Suche gegebenenfalls professionelle Hilfe.
Wie solltest du reagieren, wenn ein Narzisst dich wieder "einsaugen“?
Nicht reagieren! Jede Antwort öffnet dem Narzissten die Tür zu weiterer Einflussnahme.
Bleibe sachlich bei notwendigen Begegnungen (z.B. wegen gemeinsamer Kinder) aber führe klare, unpersönliche, kurze Konversation.
Hol dir Rückhalt bei vertrauten Menschen, damit du standhaft bleiben kannst.
Versuche dich nicht rechtzufertigen oder seine Schwüre zu prüfen: sie dienen nur dem Zweck, dich zu kontrollieren.
Hoovering ist eine manipulative Rückholstrategie nach toxischen Beziehungen. Schutz bietet vor allem eine konsequente Kontaktsperre, Klarheit über das Muster und dein Bewusstsein, dass der Narzisst niemals dein Wohl im Sinn hat.
Konkrete Beispiele für Hoovering
Liebesbekundung: „Ich denke jede Nacht an unsere gemeinsamen Zeiten. Es tut mir so leid. Gib uns noch eine Chance!“
Schwüre und Reue: „Du bedeutest mir so viel. Ich verspreche, dass ich mich ändern werde, ich mache jetzt sogar Therapie.“
Mitleidsmasche: „Mir geht es richtig schlecht, seit du weg bist. Ich kann kaum schlafen und habe niemanden mehr.“
Schuldumkehr: „Du hast damals die Beziehung kaputtgemacht. Wir hätten das gemeinsam schaffen können, aber du wolltest nie über Probleme sprechen.“
Überraschungsbesuche/Geschenke: „Ich habe an deinen Geburtstag gedacht und stehe jetzt mit Blumen vor deiner Tür. Reden wir?“
Freunde einspannen: „Deine beste Freundin hat mich angeschrieben, um mich zu fragen, wie es mir geht. Vielleicht solltest du auch mal an uns denken.“
Vorwand für Kontakt: „Du hast noch Sachen bei mir. Wann kann ich sie dir geben?“
Drohungen/Manipulation: „Ohne dich schaffe ich das alles nicht mehr. Ich weiß echt nicht, wie es weitergehen soll.“
Verhaltenskodex: So verhältst du dich beim Hoovering
1. Kontaktsperre wahren:
Ignoriere Nachrichten und Anrufe vollständig, auch wenn sie dramatisch oder emotional wirken.
Erklärt sich Kontakt aus rechtlichen Gründen (Kinder, gemeinsame Finanzen) als unumgänglich, halte das Gespräch nur sachlich und so kurz wie möglich.
Beispiel: „Bitte wende dich schriftlich an meinen Anwalt.“
Oder: „Ich antworte nur auf Fragen, die die Kinder betreffen.“
2. Nicht auf Schwüre oder Vorwürfe eingehen:
Reagiere niemals auf Versprechungen oder Rechtfertigungen.
Mögliche Erwiderung: Bei offener Begegnung kurz und unpersönlich sagen: „Das Thema ist abgeschlossen.“
Lass dich nicht zu Argumenten oder Diskussionen hinreißen. Nicht rechtfertigen oder erklären!
3. Zweifeln und Schuldgefühle zurückweisen:
Erinnere dich selbst daran: Hoovering zielt auf Kontrolle und nicht auf echte Versöhnung ab.
Falls du ins Zweifeln gerätst, besprich das mit einer vertrauten Person außerhalb des alten Beziehungskreises.
4. Bei Einbeziehung Dritter:
Bitte deine Freunde, sich nicht in den Konflikt einzumischen oder als Übermittler/Vermittler zu fungieren.
5. Dokumentiere den Kontakt:
Hebe Nachrichten auf, falls sie bedrohlich oder beleidigend werden. Das gibt dir Sicherheit oder rechtlichen Schutz.
Hoovering ist weder echter Liebesbeweis noch aufrichtige Reue, sondern eine gezielte, oft raffinierte Strategie zur Wiederherstellung der alten Kontrolle. Durch klare Grenzen und konsequente Nichtreaktion nimmst du dem Narzissten die Macht.
Bei Unsicherheiten hilft immer: Eine Vertrauensperson hinzuziehen, Erfahrungen teilen und dich bei Bedarf professionell beraten lassen.





