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Seele verliehen, Freiheit verloren: Warum toxische Beziehungen dich gefangen halten

  • sattleringrid
  • 24. Aug.
  • 3 Min. Lesezeit

Die Falle der toxischen Bindung


Viele Menschen, die in einer toxischen Beziehung gefangen sind, kennen das Gefühl, sie wissen im Kopf, dass die Beziehung ihnen schadet, doch sie kommen nicht los. Der Mechanismus des „Seele leihens“ macht eine solche Bindung so stark, dass der Ausstieg fast unmöglich scheint.

 

Was bedeutet „Seele leihen“?


Mit dem begriff „Seele leihen“ wird ein psychologisch wie energetisch tiefgreifender Prozess in toxischen Beziehungen beschrieben. Gemeint ist, dass man dem Partner einen Teil seiner eigenen Lebensenergie, Persönlichkeit und Sehnsüchte „überträgt“. Man erschafft im Inneren ein Bild des Partners, das stark von den eigenen Vorstellungen, Wünschen und Hoffnungen geprägt ist. Mit der Zeit beginnt man, sein eigenes seelisches Erleben – Wünsche, Ängste, Hoffnungen – auf die andere Person zu projizieren. Man sieht nicht mehr den echten Menschen, sondern das Hologramm der eigenen Sehnsucht.

 

Man hängt also nicht an der realen Person, sondern an der selbst erschaffenen Fantasiefigur. Diese Illusion übernimmt ein Eigenleben, paradoxerweise beseelt durch die eigene Energie. Das macht es so schwer, loszulassen: Man würde sich quasi von einem Teil des eigenen Inneren verabschieden, der außen angedockt ist.

 

Beispiele aus dem Alltag


  • Du interpretierst jedes Verhalten des Partners so lange um, bis es zu deiner Wunschvorstellung passt.

     

  • Dinge, die eigentlich gar nicht gehen, erklärst du weg, ignorierst du oder hoffst, dass sie sich irgendwann ändern.


  • Der andere wird zum Zentrum deines Lebens, du verlierst deine eigenen Interessen, Freunde oder Hobbys.


  • Selbst Verletzungen und Respektlosigkeiten werden verziehen, weil du glaubst, tief im Inneren „kennt er mich doch wirklich“ oder „eigentlich ist er ein guter Mensch“.

     

  • Auch nach Kontaktabbruch bleibt das Gefühl zurück, ein Stück von sich selbst wäre noch bei dieser Person, was intensive Sehnsucht und Schmerz erzeugt.


  • Das Loslassen fällt daher so schwer, weil die Wurzeln der Bindung in der eigenen Sehnsucht liegen und nicht vor allem im tatsächlichen Verhalten des Gegenübers.

 

Psychologischer Hintergrund und wissenschaftliche Erkenntnisse


Das Phänomen des „Seele leihens“ lässt sich psychologisch mit dem Begriff der Projektion erklären. Sigmund Freud und später andere Psychologen haben beschrieben, dass Menschen dazu neigen, eigene Anteile, Wünsche oder Ängste auf andere zu projizieren, besonders, wenn emotionale Verletzungen oder unerfüllte Bedürfnisse aus der Kindheit im Spiel sind.

 

Weitere wissenschaftliche Erkenntnisse kommen aus der Bindungsforschung und der Psychotraumatologie. Wer in früheren Beziehungen (Eltern, Prägungsfiguren) wenig Sicherheit erfahren hat, spaltet sich unbewusst und sucht später außerhalb nach dem verloren gegangenen (Selbst-)Anteil. In toxischen Beziehungen besteht durch das sogenannte „Traumabonding“ eine intensive emotionale Klammer, bei der Macht, Manipulation und Suchtmechanismen im Spiel sind. So fühlt es sich an, als hätte der andere einen Teil der eigenen Seele (Selbstwert, Identität, Lebendigkeit) gestohlen oder geliehen bekommen. Tatsächlich wurde dieser Anteil aber aus Sehnsucht und emotionaler Not freiwillig „übertragen“.

 

Auch die moderne Neurobiologie beschreibt emotionale Abhängigkeit, Trauma- und Bindungsverletzungen als Ursache für das Verhaftetbleiben in zerstörerischen Beziehungen. Der dauerhafte Wechsel zwischen Nähe und Zurückweisung ("heiß-kalt"-Muster) stimuliert das Belohnungssystem im Gehirn und macht geradezu süchtig nach kurzen Momenten vermeintlicher „Verschmelzung“. Es entsteht eine Suchtspirale, die tatsächlich den Charakter einer stoffgebundenen Abhängigkeit hat.

 

Wege zur Selbstbefreiung


  • Erkenne die Projektion: Der erste Schritt ist, dir bewusst zu machen, dass du nicht am echten Menschen hängst, sondern an deinem inneren Bild, das von dir „beseelt“ wurde.


  • Finde zurück zu deinen eigenen Bedürfnissen: Was fehlt dir, dass du beim Partner suchst? Welche alten Muster aus deiner Vergangenheit wiederholen sich?


  • Trauer zulassen: Abschied vom Hologramm nehmen heißt, einen Teil von sich selbst zurückzufordern und zu betrauern.


  • Therapie & Coaching: Unterstützung beim Loslassen und Identitätsaufbau hilft, die emotionale Suchtspirale zu unterbrechen.


  • Geduld mit dir selbst: Veränderung braucht Zeit, aber mit jedem Schritt holst du Stück für Stück deine eigene Seele zurück.

 

Das „Seele leihen“ ist eine fatale Dynamik in toxischen Beziehungen. Du bleibst gebunden, solange du einen Teil von dir selbst auf den anderen projizierst. Verlasse den Schmerz und arbeite daran, dich wieder mit dir selbst zu verbinden. Wissenschaft und Praxiserfahrungen zeigen: Wenn du die Projektion zurückholst, wirst du frei!

ree

 
 
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