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Von Ego und Affären: Wissenschaftliche Erkenntnisse zu Narzissmus und Untreue

  • sattleringrid
  • 16. Aug.
  • 3 Min. Lesezeit

Fremdgehen in Beziehungen ist immer ein schmerzhaftes Thema, besonders aber, wenn der untreue Partner narzisstische Züge aufweist. Was macht Narzissten so anfällig für Affären und Untreue? Gibt es Unterschiede zwischen offenen und verdeckten Narzissten, und wie lassen sich ihre Motive wissenschaftlich erklären?


Narzissten zeichnen sich dadurch aus, dass sie sich als außergewöhnlich und besonders empfinden, ein starkes Bedürfnis nach Bewunderung verspüren und wenig Mitgefühl für andere zeigen. Gerade in der Liebe suchen sie immer wieder Bestätigung, den „Kick“ und das aufregende Neue, das ihren Selbstwert kurzfristig steigert. Für sie ist jede neue Eroberung ein Beweis der eigenen Attraktivität und Unwiderstehlichkeit. Hinzu kommt ein generelles Bedürfnis nach ständiger Stimulation und Abenteuer. Beziehungen werden für Narzissten schnell langweilig. Sie sehnen sich nach Abwechslung, nach dem „Thrill“ der Verführung und der Jagd.


Das wissenschaftliche Bild stützt diese Beobachtungen. Beispielsweise zeigt eine große Metaanalyse von McNulty und Widman (2014), dass Menschen mit höheren narzisstischen Persönlichkeitszügen signifikant häufiger untreu werden als andere. Das gilt unabhängig von Geschlecht oder Beziehungsstatus, auch wenn einzelne Studien darauf hindeuten, dass somatische Narzissten, also jene, die ihre eigene Attraktivität und sexuelle Kompetenz besonders überschätzen, besonders häufig fremdgehen.

Eine weitere Studie von Brunell und Campbell (2011) belegte zudem, dass narzisstische Personen häufiger einen vermeidenden Bindungsstil aufweisen. Sie haben Schwierigkeiten, sich auf intime Beziehungen einzulassen, und halten emotionale Distanz. Das erhöht die Wahrscheinlichkeit, sich außerhalb der Beziehung nach Erfüllung und Bestätigung umzusehen.


Die Motive narzisstischer Untreue sind dabei klar umrissen:


  • Bestätigung des Selbstwerts

  • Flucht vor Nähe und Intimität (weil diese bedrohlich wirkt)

  • Suche nach Reiz und Nervenkitzel

  • Machtdemonstration (Regeln gelten nicht für sie)

  • Wunsch nach Kontrolle


Oft wird die Untreue nachträglich mit angeblichen Beziehungsproblemen oder vermeintlichen Fehlern des Partners gerechtfertigt.

Typische Ausreden lauten:

„Es war nur Sex“,

„Du hast mich vernachlässigt“ oder

„Du bist schuld, dass ich fremdgegangen bin.“


Ein besonders toxisches Element ist das Gaslighting


Narzissten leugnen die Affäre, drehen die Situation, machen dem Partner Schuldgefühle und lassen ihn an der eigenen Wahrnehmung zweifeln. Opfer erleben systematisches Leugnen, fehlende Reue und eine Bagatellisierung der Verletzung. Wahre Empathie für das Leid des anderen bleibt meist aus.


Offene und verdeckte Narzissten unterscheiden sich zudem in ihrem Auftreten. Offene Narzissten brüsten sich oft mit ihren Eroberungen, wirken charmant und selbstbewusst. Verdeckte Narzissten hingegen spielen gern das Opfer, suchen stille Affären als „Belohnung“ für ihre angebliche Leidensbereitschaft. Beide Typen gehen aber häufig fremd – der offene Narzisst aus Geltungssucht, der verdeckte aus gekränktem Selbstwert und Bedürfnis nach Kompensation.


Interessant ist, dass wissenschaftlich bisher keine grundlegenden Unterschiede zwischen Männern und Frauen im Hinblick auf narzisstisch motivierte Untreue nachgewiesen wurden. Auch Frauen mit ausgeprägtem Narzissmus neigen zum Fremdgehen, selbst wenn gesellschaftliche Normen ihnen dabei (noch) größere Hürden in den Weg legen.


Narzissten sind meist nicht in der Lage, dauerhaft alleine zu sein. Sie brauchen die ständige Bewunderung, das „Liebesobjekt“, um ihr fragile Selbstwertgefühl zu stabilisieren. Gleichzeitig haben sie jedoch Angst vor echter Nähe und Intimität, weshalb Affären oft parallel zu bestehenden Beziehungen geführt werden.


Meist beenden sie eine Partnerschaft erst dann, wenn sie hundertprozentig sicher sind, eine neue, möglichst „bessere“ Option gefunden zu haben. Sehr häufig trennen sich Narzissten aber nicht, sondern halten Affären und Beziehungen parallel, um sich selbst möglichst viele Optionen offen zu halten und den größtmöglichen Nutzen aus allen Verbindungen zu ziehen.


Affären mit Narzissten laufen darum fast immer nach ähnlichem Muster ab


Zu Beginn sind sie charmant, aufmerksam, überschütten ihr Zielobjekt mit Komplimenten und Liebesbekundungen (Love Bombing). Verfällt das Gegenüber ihrem Reiz, kommt mit der Zeit jedoch Manipulation, Gleichgültigkeit und manchmal regelrechte emotionale Kälte zum Vorschein. Narzissten sind selten bereit, Verantwortung für die Verletzungen anderer zu übernehmen.


Was kannst du tun, wenn du als Partner betrogen wurdest?


  • Hole dir emotionale Unterstützung, z.B. durch Freunde oder professionelle Hilfe

  • Lass dich nicht auf Manipulation und Schuldumkehr ein

  • Setze klare Grenzen und überlege, wie und ob du die Beziehung fortführen willst

  • Akzeptiere, dass Narzissten selten echte, ehrliche Reue zeigen und Verantwortung übernehmen


Und wenn du selbst in eine Affäre mit einem Narzissten gerätst?


  • Halte emotionale Distanz und verliere nicht dich selbst aus den Augen

  • Sei wachsam gegenüber Manipulation und Versprechungen

  • Überprüfe kritisch, ob Versprechungen (etwa die Trennung vom Partner) wirklich glaubhaft sind

  • Frage dich, was du selbst wirklich brauchst und such gegebenenfalls dein Glück anderswo


Narzissten gehen häufiger fremd, weil ihnen emotionale Tiefe fehlt, sie ständig nach neuer Bestätigung suchen und sich leicht von impulsiven Wünschen und erotischer Verheißung leiten lassen. Wissenschaftliche Untersuchungen bestätigen diese Zusammenhänge über alle typischen Typen hinweg. Für Betroffene bedeutet das: Klarheit über die eigenen Bedürfnisse, Grenzziehung und das Erkennen manipulativer Muster sind wichtig, um sich vor den Verletzungen, die aus solchen Beziehungsdynamiken entstehen können, zu schützen.

ree

 

 
 
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