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Wie uns kindliche Bindungserfahrungen vulnerabel für Narzissten und toxische Beziehungen machen

  • sattleringrid
  • 5. Juli
  • 3 Min. Lesezeit

Meist sind Frauen davon betroffen, in Beziehungen zu einem über-angepassten Verhalten zu tendieren. Wenn die eigenen autonomen Fähigkeiten zu gering entwickelt wurden, sind sie eher bereit, sich alles von ihrem Gegenüber gefallen zu lassen.


In einer solchen abhängigen Beziehung werden sie vom anderen schlecht behandelt oder sogar misshandelt. Es gelingt ihnen nicht oder nur schwer, sich aus dieser Abhängigkeit zu lösen. Bei diesen betroffenen Frauen (und auch Männern) ist oft zu wenig Ich-Stärke ausgebildet, um sich ein unabhängiges Urteil über ihre Partner und Partnerinnen bilden zu können.


In ihrem Inneren haben sie die Überzeugung, nichts Besseres verdient zu haben, und haben den Glaubenssatz „Ich bin nicht gut genug“ entwickelt. Durch ihr Bindungsverhalten haben sie eine übermächtige Angst, allein zu sein, und hoffen auf ein „Happy-End“ in ihrer Beziehung. Sie leben in der Illusion, ohne den anderen nicht leben zu können.


Besonders Frauen fühlen sich dann zu scheinbar sehr autonomen Männern hingezogen, die ambivalente Signale senden. Vermutlich versuchen sie, diesen Typ Mann von sich zu überzeugen, und es handelt sich nicht selten um eine Reinszenierung eines Kindheitstraumas mit einem eigenen Elternteil.


In einem Wiederholungszwang wird durch Projektion versucht, mit dem neuen Partner die eigene Geschichte zu einem Elternteil dieses Mal zu einem guten Ausgang zu bringen. Wer selbst narzisstische oder emotional zerstörende Eltern oder Familienmitglieder hatte, konnte nicht lernen, wie man sich bereits vor einer Beziehung im Inneren gefestigt fühlen kann.


Wer so aufwachsen musste, lebt oft in der Vorstellung, dass erst ein anderer Mensch in der Lage ist, zur eigenen Vollständigkeit beitragen zu können. In Liebesbeziehungen sind diese Menschen bereit, sich mit „Krümeln“ der Zuneigung zufriedenzugeben und halten an der Illusion fest, dass die narzisstische Person zum Traumpartner oder zur Traumpartnerin werden kann.


Die Erfahrungen der eigenen Kindheit machen anfällig, im Erwachsenenalter narzisstischen Missbrauch in ihren Paarbeziehungen zu erleben. Die Ursprungsfamilie muss nicht zwingend narzisstisch geprägt sein; eine traditionelle Paarbeziehung der Eltern mit klassischen Rollenbildern reicht aus. Wenn Eltern eine symbiotische, co-abhängige Ehe oder Beziehung führen und vermitteln, dass sie den jeweils anderen brauchen, um im Leben bestehen zu können und versorgt zu sein, leben sie ihren Kindern vor, dass man ohne Paarbeziehung nicht existieren kann.


Ein weiterer Aspekt in der Erziehung von Menschen, die zu narzisstischen Partnern oder Partnerinnen tendieren, ist der große Erfolgsdruck, mit dem sie aufwachsen. Liebe wird mit Leistung verbunden, und sie bemühen sich, um Bestätigung zu erhalten. Sie haben den Glaubenssatz entwickelt: „Liebe muss man sich verdienen.“


 Besonders Frauen fühlen sich dann zu offensichtlich leistungsstarken Männern hingezogen, die diese Frauen anfänglich wegen ihrer Fähigkeiten attraktiv finden. Im Verlauf der Beziehung werden von diesen Männern jedoch gerade die Erfolge der Frauen missbilligt, es wird versucht, mit ihnen in Konkurrenz zu treten, und schließlich wird sabotiert. Diese Frauen kämpfen dann darum, von ihren Partnern Anerkennung zu erhalten, haben aber gleichzeitig das Gefühl, nicht ausreichend geliebt zu werden. Sie fühlen sich jedoch nicht in der Lage, diese Beziehung aufzugeben.


Viele Menschen, die schmerzvolle Erfahrungen von narzisstischem Missbrauch erlebt haben, führen den Ursprung ihres Traumas auf ihre tiefsitzenden Überzeugungen zurück, die sie bereits in ihrer Erziehung gelernt haben. In einer Ursprungsfamilie aufzuwachsen, in der bereits narzisstischer Missbrauch stattgefunden hat, schwächt die eigene Identität, Kraft und Eigenmacht.


Wenn nur dieses Muster erlernt wurde, wird es zwangsläufig im Erwachsenenalter weitergeführt. Sind diese inneren Anteile nicht geheilt, agieren diese Menschen in Beziehungen nicht wie reife Erwachsene, sondern mit ihrem verletzten kindlichen Anteil, der nicht in der Lage ist, gesunde Grenzen zu setzen und eigene Bedürfnisse einzufordern.


 In der Literatur wird im Zusammenhang mit missbräuchlichen Beziehungen das Phänomen der kognitiven Dissonanz beschrieben. Es handelt sich dabei um eine Strategie des Opfers, den Spannungszustand zwischen liebevoller Beziehung und grauenvollen Seelenqualen aushalten zu können, indem Rechtfertigungen für das Verhalten des anderen gefunden werden.


Je widersprüchlicher das anfängliche Verhalten des Partners oder der Partnerin in der Idealisierungsphase zu deren späterem Verhalten passt, desto stärker wird die kognitive Dissonanz. Diese Rechtfertigungen helfen den Opfern, ihr ins Wanken geratenes Weltbild aufrechtzuerhalten.


Ebenso führt intermittierende Verstärkung zu einer stärkeren Bindung in toxischen Beziehungen. Die anfänglich übertriebene Aufmerksamkeit des narzisstischen Partners oder der narzisstischen Partnerin führt bei den Opfern zu einem regelrechten Rauschgefühl, das mit Verliebtsein verwechselt wird. Von dieser Bestätigung sind die Opfer abhängig geworden, und in der Abwertungsphase versuchen sie mit besonders angepasstem Verhalten, diese Gefühle wieder zurückzubekommen.

 

Quellen:

 

Evans, M. T. (2020): Endlich frei! Ausstieg aus narzisstischen Beziehungen, München.

Müller, T. (2022): Verdeckter Narzissmus in Beziehungen. Die subtile Form toxischen Verhaltens erkennen und sich von emotionalem Missbrauch befreien, 1. Aufl., München.

Stahl, S. (2017): Jeder ist beziehungsfähig- Der goldenen Weg zwischen Freiheit und Nähe, 7. Aufl., München.

ree

 

 
 
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